Vorwort
1. Behördengeschichte
Die Wahrnehmung des Ausbaus der Binnenwasserstraßen, die Anlage von Kanälen und der Bau und Unterhalt der Häfen als öffentliche
Verwaltungsaufgabe begann in Preußen mit dem Jahr 1821. Auf zentraler Ebene zunächst dem Aufgabenbereich des Ministeriums
der Öffentlichen Arbeiten, ab 1921 dem Reichsverkehrsministerium zugeordnet, gehörten die Beamten in der Mittelinstanz zur
inneren Verwaltung. In der mit den Flüssen Weichsel, Elbing, Sorge, Nogat und Düna an Wasserstraßen reichen Provinz Westpreußen
beschränkte sich die Wasserbauverwaltung anfangs auf die Einsetzung von Deichinspektoren; in den 1850er Jahren wurden dann
erste Wasserbauämter in Elbing, Danzig, Neufahrwasser, Marienburg und Rothebude eingerichtet.
Die Bestimmungen des Versailler Vertrages führten am 28. Juni 1919 zur Auflösung der preußischen Provinz Westpreußen, während
das Gros seiner Behörden auch unter polnischer Hoheit als Institution bestehen blieb. Das Territorium fiel größtenteils an
den polnischen Staat; bei Deutschland verblieb nur ein kleiner Teil rechts der Weichsel als Regierungsbezirk Westpreußen mit
Marienwerder als Sitz der Regierung und den Kreisen Elbing-Stadt, Elbing-Land, Marienburg, Stuhm, Marienwerder und Rosenberg.
Danzig wurde als Freie Stadt mit den Kreisen Danzig-Stadt, Danziger Höhe, Danziger Niederung und Landkreis Danzig Großes Werder
dem Völkerbund unterstellt. Im Westen des sogenannten polnischen Korridors schlug man einige kleine Restflächen dem deutschen
Regierungsbezirk Schneidemühl zu. Im Zuge der Besetzung Polens durch deutsche Truppen 1939 entstand zunächst mit dem neu gebildeten
Reichsgau (Danzig) Westpreußen ein Verwaltungsbezirk ähnlichen Zuschnitts, der dann nach Ende des Zweiten Weltkriegs erneut
Polen zugesprochen wurde.
2. Bestandsgeschichte
Die wechselnde staatliche Zugehörigkeit des Gebietes der Provinz Westpreußen spiegelt sich auch in der Geschichte des Schriftguts
der dortigen Behörden und seiner archivalischen Quellen wider. Die sich bereits 1918 anbahnende und im Versailler Vertrag
ein Jahr später beschlossene Eingliederung des Territoriums in den wiedererstandenen polnischen Staat bzw. die neubegründete
Freie Stadt Danzig führte zu einer Verlagerung sowohl von archivischen (Teil-) Beständen als auch laufenden Behördenschriftguts
auf preußisches Gebiet vor allem nach Königsberg und Berlin; ein Prozess, der sich zum Ende der erneuten Zugehörigkeit des
Territoriums zum Deutschen Reich 1939-1944 (s.o.) wiederholen sollte.
Die vorliegende Überlieferung der Wasserbauämter zu Danzig, Dirschau, Elbing und Marienburg sowie des Wasserstraßenamtes Elbing
gelangte im Zuge eines Archivalienaustausches mit dem Bundesarchiv 1979 in das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz.
Zusammen mit zeitgleich übergebenem Schriftgut verschiedener Wasserbauämter aus den Regierungsbezirken Königsberg und Gumbinnen
sowie des Hafenbauamtes Swinemünde aus dem Regierungsbezirk Stettin wurden die Akten als geschlossener Bestand I. HA Rep.
87a Wasserbauämter der Überlieferung des Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten angegliedert. 1990 erfolgte
die Herauslösung des Schriftguts ostpreußischer Provenienz, das der XX. HA Rep 78 Baubehörden zugeordnet wurde; die Wasserbauakten
des Hafenbauamtes Swinemünde fasste man in einem gesonderten Bestand XV. HA Rep. 68 zusammen (vgl. entsprechende Findbücher).
Die im vorliegenden Findbuch erfassten Archivalien wurden schließlich als letzte der ursprünglichen Abgabe 2004 als gesonderter
Bestand XIV. HA unter Übernahme der Danziger Repositurnummer Rep. 231 aufgestellt.
Ein Teilbestand nicht verlagerter Archivalien aus dem Schriftgut der Wasserbauverwaltung der Provinz Westpreußen aus dem Zeitraum
(1750, 1806) 1811-1944 befindet sich im heutigen Staatsarchiv Danzig (Archiwum Panstwowe w Gdansku). Im Einzelnen handelt
es sich dabei um die Behörden
- Wasserstraßendirektion zu Danzig (44 Archivalieneinheiten)
- Wasserbauamt Dirschau (3 AE)
- Wasserbauinspektion Elbing (601 AE)
- Wasserbauamt Marienburg (7 AE)
- Wasserbauinspektion Marienwerder (1 AE)
- Hafenbauamt Danzig in Neufahrwasser (128 AE, darunter 48 Pläne).
Für das vorliegende Findbuch wurden die Aktentitel überarbeitet und der Bestand klassifiziert; ein Signaturindex erleichtert
das Auffinden bekannter Signaturnummern.
Quellen und Literatur
- Geheimes Staatsarchiv PK, I. HA Rep. 178 Generaldirektion der Staatsarchive, Nr. 2199, 1919-1940
- Max Bär, Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der Ordenszeit. Mit einem Geleitwort von Bernhart Jähnig (Sonderschriften
des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V., Nr. 62), Danzig 1912, Nachdruck Hamburg 1989
- Peter Letkemann, Archivalien zur Geschichte Westpreußens im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, in: Beiträge zur Geschichte
Westpreußens. Zeitschrift der Coppernicus-Vereinigung zur Pflege der Heimatkunde und Geschichte Westpreußens e.V. Nr. 3, 1970,
S. 138-153
- Horst Mies, Die preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Marienwerder (1830-1870), Köln / Berlin 1972
- Ursula Wagner, Die preußische Verwaltung des Regierungsbezirks Marienwerder 1871-1920 (Studien zur Geschichte Preußens,
Bd. 35), Köln 1982
- Staatsarchiv Danzig - Wegweiser durch die Bestände bis zum Jahr 1945. Generaldirektion der Staat-lichen Archive Polens,
bearb. v. Czeslaw Biernat, aus dem Polnischen übers. v. Stephan Niedermeier (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche
Kultur und Geschichte, Bd. 16), München 2000