Bestandsbeschreibung
Lebensdaten: 1778-1849
Inhaltliche Charakterisierung
Der vorliegende Nachlass des Staatsministers, langjährigen Chefs der Seehandlung und Präsident der Hauptverwaltung der Staatsschulden gelangte in den Jahren 1931-34 und 1987 in vier Teilen an das Geheime Staatsarchiv:

1. Ein kleinerer, aber wichtiger Teil wurde von der Familie deponiert (Akz. 40/1931).

2. Ein größerer Teil wurde beim Verkauf des Familiengutes Rogau aufgefunden und vom Staatsarchiv Breslau angekauft, später aber auf Verfügung des Generaldirektors der Staatsarchive an das Geheime Staatsarchiv weitergegeben (Akz. 89/1932).

3. Fünf Briefe des Hauses Rothschild in London und Frankfurt 1817-1824 wurden im Jahr 1934 von einem Antiquariat angekauft (Akz. 241/1934). Diese Briefe bildeten den ehemals Dahlemer Nachlassteil und wurden im Jahr 2001 in das Archivale VI. HA Nl C. v. Rother, C a Nr. 20 eingefügt und somit dem Ursprungsnachlass angegliedert.

4. Die Humboldtuniversität in Berlin hat dem Archiv im Jahr 1987 (Akz. 1/1987) drei Privatakten Rothers übergeben, die dem Nachlass als VI. HA, Nl C. v. Rother, B c Nr. 13-15 hinzugefügt wurden.

Das alte Findbuch wurde in den Jahren 1931-1932 von Ludwig Dehio erstellt. Die Verzeichnung wurde bei der jetzigen Abschrift im Wesentlichen übernommen und nur im Bedarfsfall etwas präzisiert. Aus dem alten Vorwort wurden ferner Teile für dieses Vorwort übernommen.

Im 2. Weltkrieg gelangte der Nachlass im Zuge der Auslagerung in die Salzbergwerke von Staßfurt und Schönebeck und kam von dort ca. 1949/50 in das damalige Deutsche Zentralarchiv nach Merseburg. Dort wurde eine Revision durchgeführt, bei der eine große Anzahl von Akten fehlte. Dem alten Findbuch kann man heute noch den ursprünglichen Gesamtumfang entnehmen. Bei der jetzigen Nachlassbearbeitung wurden 50 Archivalien wegen unklarer Bestellweisen revidiert und zum Teil neu verzeichnet. Außerdem wurden zwei Archivalien aus den kleinen Erwerbungen (I. HA Rep. 94, IV. N. i. Nr. 56 > jetzt: VI. HA, Nl C. v. Rother, C a Nr. 36 und I. HA Rep. 94, Nr. 431 > jetzt: VI. HA, Nl C. v. Rother, C b Nr. 23) in den Nachlass eingearbeitet.

Darüber hinaus wurde im Jahr 2014 der unverzeichnete Teil des Nachlasses Rother als Archivalien VI. HA, Nl C. v. Rother F Nr. 1-3, VI. HA, Nl C. v. Rother E t und VI. HA, Nl C. v. Rother C c Nr. 25 verzeichnet. Dabei wurden auch die fehlenden Briefe von Beguelin, Nicolai, Paris, Schaumann gefunden und wieder in das Archivale VI. HA, Nl C. v. Rother C b Nr. 7 eingeordnet. Die im Unverzeichneten vorhandene und nicht in den Nachlass Rother gehörende Postkarte von Auwers an Althoff wurde nach VI. HA Nl Althoff Nr. 1032 verbracht.

Mit Einführung der neuen Tektonik im GStA PK wurde der ehemals als "I. Hauptabteilung Rep. 92 Rother" geführte Nachlass im Jahr 2001 der neu gebildeten VI. Hauptabteilung Familienarchive und Nachlässe angegliedert.

Der Nachlass enthält vor allem Persönliches (u. a. Bestallungen und autobiographische Aufzeichnungen), "Privat-Akten", Unterlagen zu verschiedenen Geschäftsbereichen von Rothers bis 1849, Kabinettsorders an von Rother in Abschrift 1833-1848, Drucksachen, Korrespondenz mit einer Vielzahl von -partnern (u. a. von Wittgenstein, von Pückler, Altenstein, von Hardenberg, Bankhaus Rothschild, königliche Handschreiben 1834-1849), Privatangelegenheiten des Staatskanzlers von Hardenberg und seiner Familie (1812-1822, u.a. Unterlagen über Neu-Hardenberg und zu einzelnen Zweigen der Hardenbergschen Familie).

Laufzeit: 1772, 1794 - 1849 (1896-1920), ohne Datum

Umfang: 3,2 lfm

Der Bestand lagert derzeit im Westhafen.

Die Akten sind auf gelben Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
VI. HA, Nl Christian v. Rother, Nr. ....

Zitierweise:
GStA PK, VI. HA Familienarchive und Nachlässe, Nl Christian v. Rother, Nr. ....



Berlin, April 2018 (Archivoberinspektorin Sylvia Rose)





Lebenslauf zu Christian von Rother

14. November 1778 geboren in Ruppersdorf bei Strehlen (Schlesien)
1792-1794 Lehrling im Steueramt von Neumarkt (Schlesien)
Privatsekretär beim Kriegs- und Steuerrat Lonsert in Neustadt (Schlesien)
Privatsekretär beim Generalleutnant von Mengden in Warschau
1797 Assistent bei der südpreußischen Kriegs- und Domänenkammer
1800 Hochzeit mit Juliane Eingrüber (verst. 1829)
1803 Kalkulator bei der südpreußischen Kriegs- und Domänenkammer
1806 Kanzleiinspektor beim Polizeimagistrat von Warschau
1808 Geburt des Sohnes Julius
1809 wegen Verdacht des Hochverrates sieben Wochen in Untersuchungshaft
1810 Anstellung im Finanzministerium
1812 Rechnungsrat beim Büro des Staatskanzlers von Hardenberg in Berlin
1815 Geheimer Oberfinanzrat und Direktor des Zentralbüros des Finanzministeriums; Bevollmächtigter Preußens bei der Verteilung der Kriegsentschädigungen
1817 Mitglied des Staatsrats
1819 Geheimer Oberfinanzrat im Schatzministerium
1820 bis 1848 Chef der Seehandlung und Präsident der Hauptverwaltung der Staatsschulden
1825 Stiftung des ersten Vereins zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder
1830 Hochzeit mit Mathilde Eckard (verst. 1869)
1831 Direktor der königlichen Hauptbank
1834 Gründung des Königlichen Leihamts für günstige Darlehen an ärmere Einwohner
1835 Wirklicher Geheimer Rat und Chef der Verwaltung des Handels-, Fabriken- und Bauwesens
1836 bis 1848 Geheimer Staatsminister
1837 bis 1848 Präsident der Königlichen Hauptbank
1840 Gründung eines "Rotherstifts" in Berlin zur Versorgung unverheirateter Töchter von verstorbenen Beamten und Offizieren
1844 Mitglied des Handelsrates
1847 Erhebung in den Adelsstand zum fünfzigsten Dienstjubiläum, Ritter des Schwarzen Adlerordens und Ehrenbürger der Stadt Berlin
7. November 1849 gestorben auf Gut Rogau bei Parchwitz (Niederschlesien)

Die Angaben für den Lebenslauf wurden der angegebenen Literatur (v. a. Nekrolog und NDB) entnommen.



Literatur (in Auswahl):

- Nekrolog des Minister Christian von Rother. Abdruck aus dem Preußischen Staats-Anzeiger vom 15. und 16. Dezember 1849. Berlin 1849
- Karl Wippermann, Christian von Rother. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Leipzig 1889, S. 360 f.
- Viktor Loewe, Christian von Rother. In: Schlesische Lebensbilder, Bd. 1, 1922, S. 314-318
- Hildegard Thierfelder, Rother als Finanzpolitiker unter Hardenberg 1778-1822. In: Forschungen zur Brandeburgischen und Preußischen Geschichte. Bd. 46, 1934
- Cécile Lowenthal-Hensel, Die Erwerbung der Sammlung Solly durch den preußischen Staat. In: Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen Geschichte, Bd. 1. Köln und Wien 1979, S. 109-159 (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Bd. 14)
- Stefan Hartmann, Unternehmungen der Preußischen Seehandlung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Beispiel des Schiffs "Prinzessin Louise". Köln und Wien 1983, S. 87-150 (Neue Forschungen zur Brandenburg-Preußischen Geschichte, Bd. 2)
- Wolfgang Radtke, Armut in Berlin. Die sozialpolitischen Ansätze Christian von Rothers und der Kgl. Seehandlung im vormärzlichen Preußen. Berlin 1993
- Reinhard Strecke, Die Zusammenarbeit Theodor von Schöns mit Christian Rother und der preußischen Seehandlung. In: Bernd Sösemann (Hrsg.), Theodor von Schön. Untersuchungen zu Biographie und Historiographie. Köln, Weimar und Wien 1996, S. 117-123 (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Bd. 42)
- Bärbel Holtz, Rother, Christian von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Berlin 2005, S. 121 f.
Zitierweise
GStA PK, VI. HA, Nl Rother, C. v.
Umfang: Angaben zum Umfang: 3,2 lfm (173 VE)
Bereitstellendes Archiv: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz