Der vorliegende Nachlass des preußischen Ministerpräsidenten, Journalisten und Publizisten Otto Braun befindet sich seit dem
Jahr 1969 (Akz. 6/1986!) im Geheimen Staatsarchiv PK, wo er zunächst durch Hans-Peter Ehni geordnet und verzeichnet wurde.
Weitere kleinere Zugänge erhielt der Nachlass 1979 und 1982 (Akz. 34/1979). Er gelangte zunächst als Depositum von Professor
Dr. Herbert Weichmann in das Archiv, das im Jahr 1984 seine Witwe Frau Dr. Elsbeth Weichmann in eine Schenkung umwandelte.
In der Hauptsache beinhaltet der Nachlass persönliche Papiere, Strafsachen, Korrespondenz mit einer Vielzahl von Partnern
(1921-1955, v. a. mit Politikern, u. a. mit Paul von Hindenburg 1927-1932, Joseph Wirth 1942-1946, Theodor Heuss 1951-1955;
mit Verbänden, Parteien, der Presse, mit Verwandten), Sitzungsprotokolle des Staatsministeriums ab 1912, Sitzungsprotokolle
des Preußischen Landtags ab 1920 mit den Regierungserklärungen und Reden Brauns, Unterlagen zur Verfassungs- und Verwaltungsreform,
Bilder und Vielzahl von Fotos aus dem politischen und privaten Leben Brauns, Bücher, Zeitungen und Zeitungsausschnitte zu
verschiedenen Themen, Materialien zu Brauns Buch "Von Weimar zu Hitler", Sammlung von Glückwunschadressen und Erinnerungsgaben
für Braun.
Im Jahr 1950 wurde im Deutschen Zentralarchiv, Historische Abt. II in Merseburg ein 0,25 laufender Meter umfassender Nachlasssplitter
gefunden, den O. Precht mit vier Nummern in einem Findbuch erschloss. Im Mai 2004 wurden diese vier Akten des ehemals Merseburger
Nachlassteils -VI. HA Nl Otto Braun (M)- als Teile der Nr. 64, 161, 644 und 645 in den Dahlemer Hauptbestand eingearbeitet.
Mit Einführung der neuen Tektonik im GStA PK wurde der ehemals als I. Hauptabteilung
Rep. 92 geführte Nachlass Otto Braun im Jahr 2001 der neu gebildeten VI. Hauptabteilung Familienarchive und Nachlässe angegliedert.
Die Datenbankeingabe der beiden Verzeichnungen erfolgte 2012 durch Frau Pistiolis und die Datenbankkorrektur durch Frau Dr.
Schnelling-Reinicke. Im Jahr 2016 wurde der Nachlass von Herrn Borchert vollständig magazintechnisch bearbeitet und der Einfachheit
halber nach laufenden Nummern umsigniert. Eine entsprechende Konkordanz befindet sich am Findbuchende. Die Nummern 542 und
554 wurden dabei nicht belegt.
Die Materialsammlung zur Braun-Biographie von Professor Hagen Schulze mit dem früheren Signaturenbereich "VI. HA, Nl Braun,
O., E 1-14" ist zum Nachlass von Hagen Schulze umgelagert worden.
Bei der jetzigen Nachlassbearbeitung wurde von der Unterzeichnenden der Nachlass vollständig klassifiziert und das vorliegende
Vorwort erstellt.
Weitere Nachlassteile Otto Brauns befinden sich laut der Internet-Datenbanken "Zentrale Datenbank Nachlässe des Bundesarchivs"
und "Kalliope, Verbundsystem Nachlässe und Autographen der Staatsbibliothek zu Berlin" im Archiv der sozialen Demokratie der
Friedrich-Ebert-Stiftung e.V. in Bonn, im Leo Baeck Institut in New York, im Internationalen Institut für Sozialgeschichte
in Amsterdam und in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin.
Laufzeit: 1837 - 1955 (1987)
Umfang: 4,3 lfm
Letzte vergebene Nummer:
Der Bestand lagert derzeit in Dahlem.
Die Akten sind auf rosa Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
VI. HA, Nl Otto Braun, Nr. ....
Zitierweise:
GStA PK, VI. HA Familienarchive und Nachlässe, Nl Otto Braun, Nr. ....
Berlin, Februar 2018 (Sylvia Rose, Archivoberinspektorin)
Lebenslauf zu Otto Braun
Geboren 28.1.1872 in Königsberg
Volksschule
Stein- und Buchdruckerlehre
Buchdruckmaschinenmeister
Buchdruckereibesitzer
Redakteur
1894 Heirat mit Emilie Louise Dorothea, geb. Podzus
1895 Gründer der Volkstribüne und der Königsberger Volkszeitung
ab 1911 Mitglied des Parteivorstandes der SPD in Berlin
ab 1913 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses
1918-1921 Preußischer Landwirtschaftsminister
1919-1920 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung
1920-1933 (mit Unterbrechung April-November 1921) preußischer Ministerpräsident
1921-1933 Mitglied des Reichstages
1933 in die Schweiz emigriert
Gestorben 15.12.1955 in Lugano
Dr. h. c. der Universität Köln, der Landwirtschaftlichen Hochschule Bonn-Poppelsdorf und der Handelshochschule Königsberg/Pr.
Die Angaben für den Lebenslauf wurden überwiegend der Publikation "Wer ist wer?" Berlin 1951, S. 67 entnommen.
Literatur (in Auswahl):
Werke von ihm
- Deutscher Einheitsstaat oder Föderativsystem? Berlin 1927
- Ein Volk kehrt heim. [Leipzig] 1935
- Von Weimar zu Hitler. New York 1940
- Das demokratische Deutschland: Grundsätze und Richtlinien für den deutschen Wiederaufbau im demokratischen, republikanischen,
föderalistischen und genossenschaftlichen Sinne. Hrsg. vom Hauptvorstand d. Arbeitsgemeinschaft Das Demokratische Deutschland:
Josef Wirth, Otto Braun, Wilhelm Hoegner, J. J. Kindt-Kiefer, H. G. Ritzel. Bern, Leipzig 1945
Biographisches über ihn
- Wer ist wer? Berlin 1951, S. 67
- Manfred Beer, Otto Braun als preußischer Ministerpräsident. 1925-1932. Diss. Würzburg 1970
- Hagen Schulze, Otto Braun oder Preußens demokratische Sendung. Berlin 1981
- Cécile Lowenthal-Hensel, Otto Braun, 1872-1955. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz. Berlin
1985
- Gordon Alexander Craig, Preußentum und Demokratie. Otto Braun und Konrad Adenauer. Stuttgart 1986
- Manfred Görtemaker, Otto Braun: ein preußischer Demokrat. Berlin 2014