Behördengeschichte
Das preußische Justizministerium als modernes Ressortministerium wurde im Dezember 1808 geschaffen. Es war die oberste Behörde
für die preußische Justizverwaltung und Gesetzgebung bis 1934.
Neben dem eigentlichen Justizministerium gab es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch zeitweilig zwei eher kurzlebige
"Justizministerien zur Revision der Gesetzgebung", denen die Revision der Gesetzgebung im Unterschied zu den eigentlichen
Justizverwaltungsaufgaben übertragen waren. Ihre Bestände (mit ca. 2.400 Verzeichnungseinheiten) sind im Sammelbestand "GStA
PK, I. HA Rep. 84 Justizministerium zur Revision der Gesetzgebung; Gesetzkommissionen; Großkanzler- und Ministerbüro" aufgehoben,
zusammen mit den Beständen der eigentlichen Vorgängerbehörde des Justizministeriums (dem "Großkanzlerbüro") und verschiedenen
mit Gesetzgebungsprojekten befaßten Kommissionen (siehe http://archivdatenbank.gsta.spk-berlin.de/midosasearch-gsta/MidosaSEARCH/i_ha_rep_84/index.htm).
Das Justizministerium war im wesentlichen in vier große Abteilungen gegliedert: Die Zentralabteilung für die Verwaltung des
Ministeriums selbst; die Justizverwaltungsabteilung für die gesamte preußische Justizverwaltung inklusive der Organisation
und der Besetzung der Gerichte; die Gesetzgebungsabteilung für das gesamte Staats- und Zivilrecht; und die Strafrechtsabteilung
für Strafrecht und Strafvollzug.
Das preußische Justizministerium wurde 1934 mit dem Reichsministerium der Justiz vereinigt und damit praktisch aufgelöst.
Die Überlieferung endet daher im wesentlichen im Jahr 1934.
Die Laufzeit der Archivalien des Justizministeriums reicht in einzelnen Fällen zwar zurück bis ins 18. Jahrhundert; die eigentliche
Überlieferung beginnt allerdings erst um 1808. Rund die Hälfte der Archivalien rührt aus der Zeit von 1900 bis 1934, hier
wiederum stammen allein 13.500 aus der Zeit der Weimarer Republik.
Bestandsgeschichte
Erste Abgaben zum Bestand "I. HA Rep. 84a" erfolgten bereits in den Jahren 1830-1880; diese ca. 1.400 Akten wurden zuerst
noch in die Reposituren des Geheimen Rates eingeordnet, bis 1881 ein eigener Bestand für das Justizministerium eingerichtet
wurde. Eine weitere, größere Abgabe datiert von 1928. Diese insgesamt gut 5.500 VE bilden den alten Dahlemer Bestandteil,
der während des Zweiten Weltkriegs 1942 - 1944 in das Bergwerk Staßfurt ausgelagert wurde.
Rund 12.000 Akten gelangten auf nicht bekannten Umwegen aus den zum Teil ausgelagerten Registraturen des Ministeriums in das
Deutsche Zentralarchiv der DDR in Potsdam bzw. Merseburg, wo sie zusammen mit dem dorthin verbrachten alten Dahlemer Teil
verwahrt wurden. Dieser "Merseburger" Bestand wurde Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts in die Obhut des Geheimen
Staatsarchivs PK zu Berlin überstellt und im Jahr 1994 dorthin überführt.
Rund 21.000 Akten des preußischen Justizministeriums wurden nach dem Weltkrieg aus den Registraturen des Reichsjustizministeriums
in Berlin geborgen; sie gelangten über das "Hauptarchiv für Behördenakten" in das Bundesarchiv der BRD und wurden von ihm
ab 1969 an das Geheime Staatsarchiv PK übergeben.
Weitere Bestandszugänge erfolgten 1995 und 2005 durch die Auflösung des Archivs des "Ministeriums für Staatssicherheit der
DDR" und des "Zentralen Parteiarchivs der SED"; beide Archive hatten Akten des preußischen Justizministeriums dem Deutschen
Zentralarchiv der DDR entzogen und für ihre eigenen politischen Zwecke sekretiert.
Bestandsverzeichnung
Die beiden Teilbestände der Provenienz "Preußisches Justizministerium" wurden im Bundesarchiv Mitte der fünfziger Jahre und
im Zentralen Staatsarchiv Merseburg in den sechziger und siebziger Jahren neu verzeichnet und geordnet; im Bundesarchiv nach
dem Generalaktenplan der 1920iger Jahre, im Zentralarchiv nach einer gänzlich neuen archivischen Klassifikation, die sich
grob an den vier Abteilungen des Ministeriums orientierte.
Nach der Zusammenführung in Berlin Dahlem wurden die Findbücher der beiden Teilbestände in der Datenbank zusammengeführt und
miteinander verzahnt; die Klassifikation lehnt sich dabei, jeweils abhängig von der Aktengruppe, sowohl an die Ordnung des
Findbuches des Bundesarchivs als auch an die Ordnung des Merseburger Findbuches an. Die Archivalien des Merseburger Teilbestandes
erhielten nach der Überführung nach Berlin in den neunziger Jahren neue Signaturnummern.
Beim vorliegenden Findbuch handelt es sich um eine umfangreich bearbeitete Retrokonversion der vorhandenen Findmittel zu den
beiden Teilbeständen aus DDR und BRD. Eine Neuverzeichnung, zumindest ausgewählter Teile, steht aus.
Eine ausführlichere Einleitung als diese Online-Version zu Behörde und Bestand steht im GStA PK im Findbuch zum Dahlemer Bestandteil
zur Einsicht zur Verfügung.
Bestandsbeschreibung
Der Bestand umfaßt ca. 1.100 laufende Meter mit etwa 40.400 Verzeichnungseinheiten. So wie das Ministerium grob in vier Abteilungen
gegliedert war, gliedert sich auch der Bestand jetzt in die Abteilungen A (Zentralabteilung; 1.187 Verzeichnungseinheiten),
B (Justizverwaltungsabteilung; 14.204 VE); C (Abteilung für Staats- und Zivilrecht; 15.098 VE) und D (Abteilung für Strafrecht
und Strafvollzug; 9.871 VE).
Die größten geschlossenen Aktenkomplexe in diesem Bestand sind die "Besetzungsakten" für die einzelnen Oberlandesgerichtsbezirke
(Klassifikationspunkt 02.06 mit 8.660 VE); die im Reichsjustizministerium 1937 - 1941 als "geschichtlich wertvoll" bewerteten
Akten des Justizministeriums zu Strafverfahren in Preußen, vor allem mit politischem Bezug aus der Zeit 1919-1934 (in den
Klassifikationspunkten 04.02, 04.03, 04.04 mit 6.640 VE); und die Akten zu den "Fideikommissen" und ihrer Auflösung (Klassifikationspunkt
03.01.02.04 mit ca. 3.600 VE).
Das preußische Justizministerium ging 1934 im "Reichs- und Preußischen Justizministerium" auf. Dessen Überlieferung wird im
Bundesarchiv (Abt. Reich, Berlin-Lichterfelde) als Bestand "R 3001 Reichsjustizministerium" verwahrt.
Benutzung
Die Benutzung der Archivalien erfolgt aus konservatorischen Gründen nur auf Mikrofilm. Für die Ermittlung der Filmnummern
liegt eine Konkordanz vor. Die Filmnummern werden auch in der archivinternen Datenbank vorgehalten. Bestellungen an das GStA
PK haben mittels der angezeigten kurrenten Bestellsignatur zu erfolgen.
September 2018
gez. Dr. Kober, OAR