Inhaltliche Charakterisierung
1. Vereinsgeschichte

Die Fraternitas Saturni wurde am 8. Mai 1926 durch Eugen Grosche (11.03.1888 - 05.01.1964), der auch unter dem Pseudonym Gregor A. Gregorius bekannt war, in Berlin gegründet. Es handelte sich hierbei um eine okkultistische Vereinigung, die sich v.a. mit mystischen und magischen Themen beschäftigte. Der Gründung vorausgegangen war die sogenannte Weida-Konferenz im August 1925, auf der es zu Verwerfungen innerhalb von verschiedenen Gruppen kam, die unter dem Einfluss des britischen Okkultisten Aleister Crowley standen. Im weiteren Verlauf dieser Spannungen wurde am 1. April 1926 die Berliner "Pansophischen Loge der lichtsuchenden Brüder" (vgl. Bestand I. HA Rep. 240 Pansophische Gesellschaft), in der Eugen Grosche Mitglied gewesen war, aufgelöst. Einzelne Mitglieder dieser Pansophischen Loge traten dann auch der Fraternitas Saturni bei. Enge Beziehungen bestanden auch zur "Esoterischen Logenschule" in Berlin, die 1924 von Grosche geründet worden war. Zur Propagierung ihrer Ziele gab die Fraternitas Saturni die Zeitschrift "Saturn Gnossis" heraus.

Die Lehre der Fraternitas Saturni umfasste eine eklektische Mischung von rosenkreuzerischen, hermetischen, alchemistischen, kabbalistischen und astrologischen Elementen und schloss auch die Beschäftigung mit Theosophie, Yoga, Religionswissenschaft und Gnosis ein. Die Logenversammlungen fanden an jedem dritten Samstag des Monats statt. Neben der Durchführung von Ritualen wurden bei den Zusammenkünften u.a. Vorträge zu okkulten Themen gehalten, Logenangelegenheiten besprochen, Mitglieder aufgenommen und gemeinsame Meditationen abgehalten. Geleitet wurde die Loge durch den Meister des Stuhls. Während der gesamten Zeit des Bestehens war dies Eugen Grosche. Ihm zur Seite standen die beiden Aufseher. Weitere Logenbeamte waren der Archivar, der Schatzmeister und der Sekretär.

Die Mitglieder erhielten bei ihrem Eintritt individuelle Ordensnamen. Das Gradsystem orientierte sich teilweise an der Freimaurerei. Für die eintrittswilligen Kandidaten gab es zunächst den Novizengrad. Die drei Hauptgrade (entsprechend den freimaurerischen Graden Lehrling, Geselle und Meister) wurden als "Vorhalle des Tempels" zusammengefasst und lauteten Neophyt, Gradus Mercurii (Merkurgrad) und Gradus Solis (Sonnengrad). Daran anschließend gab es verschiedene Hochgrade.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verschlechterten sich die Rahmenbedingungen für die Fraternitas Saturni rapide. Sie stellte ihre Logenarbeiten im Sommer 1934 ein. Eugen Grosche musste im weiteren Verlauf mindestens drei Hausdurchsuchungen (1934, 1935, 1936) über sich ergehen lassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fraternitas Saturni neugegründet. Da sich das Archivgut nicht auf die Zeit nach 1945 bezieht, soll hier auf die weitere Entwicklung nicht eingegangen werden.

2. Bestandsgeschichte

Nach der Auflösung der Fraternitas Saturni wurde das Schriftgut der Vereinigung wahrscheinlich durch nationalsozialistische Behörden beschlagnahmt. Welche Behörden hierbei beteiligt waren und wo die Unterlagen bis 1945 aufbewahrt wurden, konnte leider nicht ermittelt werden.

Die 1987 ins damalige Zentrale Staatsarchiv Potsdam, Dienststelle Merseburg gelangten Archivalien waren Teil der Übergabe von ca. 130 lfm Archivgut "Gesellschaftliche Organisationen und Vereine" (Akzession 3/1987) aus dem Archivdepot Dornburg/Elbe. Anhand der äußeren Verpackungen und Beschriftungen war für die Bearbeiter in Merseburg erkennbar, dass es sich bei dieser Akzessionierung um Teile der zwischen 1955-1959 stattgefundenen Aktenabgaben sowjetischer Zentralarchive an die DDR handeln musste.

Aus diesen 130 lfm Archivgut wurden unter Leitung der Archivrätin Renate Endler im Frühjahr 1989 insgesamt 86 Provenienzen ermittelt. Hierzu gehörte auch der 1,2 lfm Schriftgut und Drucksachen der Fraternitas Saturni. Eine weitere Bearbeitung der Archivalien erfolgte zunächst nicht. Im Jahre 2010 erfolgte durch die Magazindienstmitarbeiterin Frau Bauer eine Umverpackung. Die bisher in "Schürzen" gelagerten Akten wurden in Archivkartons umgebettet und erhielten fortlaufende Archivsignaturen. Da aber keine Informationen über den Inhalt der einzelnen Akten (z. B. in Form einer Findliste) vorlag, war die Benutzung weiterhin nur eingeschränkt möglich. Aus diesem Grund wurde der Bestand durch den Archivar Guido Behnke im Jahre 2019 in der Archivdatenband vollständig verzeichnet und eine Klassifikation erstellt. Bei dieser Gelegenheit wurde festgestellt, dass in diesem Bestand 6 Akten vorhanden waren, die provenienzmäßig in den Bestand I. HA Rep. 240 Pansophische Gesellschaft gehören. Diese wurden entsprechend umsigniert und in den Bestand I. HA Rep. 240 überführt. Im Gegenzug wurden aus dem Bestand I. HA Rep. 240 insgesamt 24 Akten übernommen, deren Provenienzbildner die Fraturnitas Saturni war und in den Bestand (Signaturen: I. HA Rep. 239, Nr. 118-141) eingeordnet. Eine Konkordanz am Ende gibt einen Aufschluss über die betreffenden einzelnen Aktenbände.

3. Literaturhinweis

- Lechler, Volker: Die ersten Jahre der Fraternitas Saturni : unter Berücksichtigung des Schriftwechsels zwischen Gregor A. Gregorius (d. i. Eugen Grosche) und Rah-Omir (d. i. Wilhelm Quintscher), Stuttgart 2015, 400 S.

4. Anmerkungen, Bestellsignatur und Zitierweise

Bestandsumfang: 135 VE (1,2 lfm)

Laufzeit: (1916) 1920-1937

Letzte vergebene Signatur: 141

Die Signaturen Nr. 10, 16, 33, 40, 45 und 99 sind nicht belegt.

Die Akten sind zu bestellen:

I. HA Rep. 239, Nr. …

Der Bestand befindet sich im Außenmagazin Westhafen. Die Archivalien sind daher mit einem gelben Bestellschein zu bestellen.

Die Akten sind zu zitieren:

GStA PK, I. HA Rep. 239 Fraternitas Saturni, Nr. …

Berlin, den 21.08.2019 (Guido Behnke)
Zitierweise
GStA PK, I. HA Rep. 239
Umfang: Angaben zum Umfang: 1,2 lfm (135 VE)
Bereitstellendes Archiv: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz