Kurzdarstellung zur Geschichte des Herzogtums Preußen bis 1657
Am 8. April 1525 leistete der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach, dem polnischen König Sigmund
I. in Krakau den Huldigungseid. Mit dem an diesem Tage geschlossenen Vertrag von Krakau wurde das Ordensland Preußen in ein
weltliches Herzogtum umgewandelt. Albrecht nahm das neue Herzogtum für sich und seine Erben vom polnischen König zu Lehen
und führte kurze Zeit darauf als erster deutscher Fürst die Reformation ein.
Die Säkularisierung des Ordensstaates brachte ihn in Konflikt mit Kaiser und Reich, in dessen Folge er 1531 mit der Reichsacht
belegt wurde. Dennoch folgte er dem Kurs der Festigung seiner Herrschaft und der Durchsetzung der evangelischen Lehre, förderte
das Bildungswesen, die bildenden Künste und die Musik und pflegte umfangreiche Korrespondenzen mit Künstlern und Gelehrten
im Reich.
Albrechts erster Ehe mit Dorothea (1504-1547), Tochter von König Friedrich I. von Dänemark und dessen erster Gemahlin Anna
von Brandenburg, entsprossen sechs Kinder, wovon aber nur eine Tochter das Erwachsenenalter erreichte. Der zweiten Ehe mit
Anna Maria von Braunschweig (1532-1568) entstammten eine Tochter, Elisabeth, und der ersehnte Thronfolger Albrecht Friedrich
(1553-1618).
Herzog Albrecht starb, verbittert durch religiöse Zerwürfnisse und politische Streitigkeiten, im Alter von 78 Jahren in Tapiau
an der Pest. Insbesondere der vehement geführte Osiandrische Streit um die evangelische Rechtfertigungslehre und die Ereignisse
um den von ihm geförderten kroatischen Abenteurer und Gelehrten Paul Skalich (1534-1575), in deren Verlauf polnische Kommissare
an den Hof in Königsberg entsandt wurden, hatten seine Position in Preußen geschwächt. Seine Gemahlin Anna Maria starb wenige
Stunden nach ihm in Neuhausen bei Königsberg.
Da sein Sohn Albrecht Friedrich zu diesem Zeitpunkt erst 14 Jahre alt war, stand er als Herzog in Preußen zunächst unter der
Vormundschaft der preußischen Oberräte.
Schon bald nach Übernahme der Regierung 1571 mehrten sich Anzeichen einer psychischen Erkrankung bei dem Herzog, die ihn schließlich
regierungsunfähig machte. Zuvor, im Jahre 1573, heiratete er Marie Eleonore von Jülich (1550-1608), eine Nichte des letzten
Herzogs von Jülich-Kleve-Berg.
Dem Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1539-1603) gelang es 1577, vorbei an den preußischen Oberräten und
gegen den Willen der dortigen Stände, beim polnischen König die Vormundschaft über den kranken Herzog Albrecht Friedrich und
die Ernennung zum Administrator im Herzogtum Preußen zu erwirken. Im Februar 1578 wurde er mit dem Herzogtum Preußen belehnt.
Mit Hilfe zahlreicher, aus Franken nach Preußen gerufenen Räte konnte er die Finanzverwaltung und die Rechtspflege in Preußen
ordnen. In der Folge galt seine Politik der Sicherung der Ansprüche des Hauses Hohenzollern auf das Herzogtum Preußen. So
vermittelte er zur Untermauerung dieses Vorhabens auch die Ehe zwischen dem späteren brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund
(1572-1619) mit Anna (1576-1625), der ältesten Tochter Albrecht Friedrichs und dessen Ehefrau Marie Eleonore.
Nach dem Tod des kinderlosen Markgrafen Georg Friedrich erwarb Kurfürst Joachim Friedrich von Brandenburg (1546-1608) vom
polnischen König die Kuratel über Herzog Albrecht Friedrich und die Administration in Preußen. Joachim Friedrichs Sohn, Kurfürst
Johann Sigismund, konnte schließlich nach dem Tod Herzog Albrecht Friedrichs (1618) dessen Nachfolge als Herzog in Preußen
antreten, bevor er im Folgejahr selbst verstarb. In der Folge richteten die Kurfürsten von Brandenburg ihre Politik auf die
Lösung von der Lehnsabhängigkeit von Polen aus. Diese endete 1657 mit dem zwischen Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg
und dem polnischen König Johann II. Kasimir geschlossenen Vertrag von Wehlau.
Bestandsgeschichte
Die Repositur 7 Alte literierte Abteilung ("Preußische Acta. Einige alte literierte Convoluta") ist ein Pertinenzbestand und
enthält Akten aus den Kanzleien des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach, des Administrators des Erzstifts Magdeburg,
Joachim Friedrich, des Markgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin, der kurfürstlichen Kanzlei und des 1604 gebildeten Geheimen
Rats. Die Akten dieses Bestands dokumentieren unter anderem die preußisch-polnischen Beziehungen, das Verhältnis der brandenburgischen
Kurlinie zu den Herzögen in Preußen, die Hochzeit des Markgrafen Johann Sigismund von Brandenburg mit der Herzogin Anna von
Preußen und die Bestrebungen der Hohenzollern hinsichtlich der Erbfolge im Herzogtum Preußen.
Die Repositur wurde vom kurfürstlichen Archivar Christoph Schönbeck (1601-1662) angelegt. Er brachte hier die Akten unter,
die sich zuvor in den von seinem Vorgänger Johann Zernitz (gest. 1639) für die preußischen Angelegenheiten eingerichteten
Reposituren 7 und 8 befanden. Das Verzeichnis der Konvolute im so genannten Roten Buch, eine ergänzte Abschrift des Schönbeckschen
Verzeichnisses im Allgemeinen Repertorium, bildete bis Ende des 19. Jahrhunderts das Findhilfsmittel für diesen Bestand. Nach
1892 legte Julius von Pflugk-Harttung ein von ihm erarbeitetes neues Findbuch für diesen Bestand vor.
Im 19. und 20. Jahrhundert teilte der Bestand die Geschicke der übrigen Reposituren des Geheimen Rats. Mit diesen zusammen
war er zunächst im Geheimen Staatsarchiv im Berliner Schloss, dann im Berliner Hohen Haus und schließlich im Dahlemer Archivzweckbau
aufgestellt, ehe sie nach kriegsbedingter Auslagerung ins Zentrale Staatsarchiv der DDR, Abteilung Merseburg gelangte. 1993
kehrte die gesamte Überlieferung des Geheimen Rats nach Dahlem zurück.
Das Findbuch von Pflugk-Harttung wurde 2021 unter gelegentlicher Überarbeitung der vorhandenen Aktentitel und inhaltlicher
Überprüfung zahlreicher Akten in die Datenbank eingepflegt und klassifiziert.
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Formalangaben:
Umfang: ca. 1,5 lfm
Gesamtlaufzeit des Bestandes: 1512-1668
Lagerungsort: Westhafen
Die Akten sind auf gelben Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
I. HA, Rep. 7 Alte lit. Abt., Nr. ##
Zitierweise: I. HA Geheimer Rat, Rep. 7 Alte literierte Abteilung, Preußische Angelegenheiten, Nr. ##