Bestandsbeschreibung
Lebensdaten: 1882–1951
Inhaltliche Charakterisierung
Der vorliegende Bestand gehört zu den Personalreposituren des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs. Er umfasst derzeit (2016) 222 Verzeichnungseinheiten (ca. 2,7 lfdm Archivgut) mit einer Gesamtlaufzeit von 1892 bis 1949. Weitere Dokumente stammen aus dem Jahr 1882 bzw. aus den 1950er Jahren und 1962.

Die Unterlagen beziehen sich auf das Leben von Kronprinz Friedrich Wilhelm Victor August Ernst von Preußen und seiner Familie. Der Bestand beinhaltet eine umfangreiche persönliche Briefkorrespondenz des Kronprinzen, u. a. mit dem Schriftsteller Dr. Rudolf Presber (1868-1935). Themen wie Literatur und Kunst, aber ebenso seine Ansichten und Meinungen zum politischen Geschehen werden darin angesprochen.
Dieser Bestand beinhaltet zudem eine umfangreiche Fotosammlung mit Abbildungen des Kronprinzen, seiner Familie und einzelnen Ereignissen im Leben des Kronprinzen. Des Weiteren existieren einzelne Archivalien zu seiner Frau Kronprinzessin Cecilie Auguste Marie von Preußen, geb. Herzogin zu Mecklenburg-Schwerin und den gemeinsamen Kindern.

Seit 1851/52 waren die Bestände des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs aus dem Geheimen Staatsarchiv ausgegliedert worden und befanden sich noch im Berliner Schloss. Seit 1893 waren sie in einem eigenen Dienstgebäude in Berlin-Charlottenburg untergebracht. Trotz der Auslagerung einiger Bestände während des II. Weltkrieges wurden große Teile durch einen Bombentreffer im November 1943 vernichtet. Daher sind die Bestände des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs nur lückenhaft überliefert beziehungsweise gelten als Kriegsverlust.
Ausgelagerte Bestände wurden nach Kriegsende im Deutschen Zentralarchiv, Historische Abteilung II. in Merseburg verwahrt, Archivalien, die den Krieg in Berlin überstanden hatten, wurden im Geheimen Staatsarchiv in Dahlem aufbewahrt. Der Merseburger Bestand behielt seine alphabethische Klassifikation, während der Dahlemer Teil nummerisch geordnet wurde. Eine Zusammenführung der Bestände konnte erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands erfolgen. Ergänzt werden die Bestände durch Akzessionen (Schenkungen, Käufe und andere Erwerbungen). Der ehemalige Dahlemer Teil besteht hauptsächlich aus Neuerwerbungen nach 1945, sowie Briefen aus der alten Repositur 53a (Wilhelm II.) und der Repositur 94 (Kleine Erwerbungen). /1/

Archivalien, die als Kriegsverlust identifiziert sind, sind in diesem Findbuch nicht aufgeführt, können aber in den entsprechenden Altfindmitteln recherchiert werden.

Grundlage für die Klassifikation ist das Buchstabenschema für die Personalreposituren des Hausarchives aus der Übersicht über die Bestände des Brandenburg-Preußischen Hausarchivs zu Berlin-Charlottenburg, abgedruckt in den Mitteilungen der Preußischen Archivverwaltung Heft 27 von 1936. Einzelne Klassifikationspunkte wurden dem Inhalt des Bestandes angepasst. Die Akten sind unter dem Klassifikationspunkt chronologisch geordnet, die Korrespondenz alphabethisch nach Korrespondenzpartner.
In dieser Klassifikation werden nur die Klassifikationspunkte aufgeführt, hinter denen sich Verzeichnungseinheiten befinden. Alle unbesetzten Klassifikationspunkte sind der Vollständigkeit halber unter dem Punkt "Nicht besetzte Klassifikationspunkte" aufgeführt, da es in den Personalreposituren den Brandenburg-Preußischen Hausarchivs (BPH) zu Erwerbungen kommen kann, die unter die noch unbesetzten Klassifikationspunkte fallen.

Bei der Neuverzeichnung (2014/2015) wurden Signaturen der Korrespondenz des ehemaligen Dahlemer Teiles zusammengefasst und Konvolute gebildet. Dies kann mit Hilfe der Konkordanz im Findbuch (Dahlemer Teil) und der Bemerkungen in der Verzeichnung selbst rekonstruiert werden. Die frei gewordenen Nummern wurden für die Umsignierung des Merseburger Teils genutzt. Dieser war mit einer alphabethischen Klassifikation versehen und ist nun nummerisch geordnet.


Folgende Akten des Bestandes sind aus Gründen des Datenschutzes bis 2025 für die Benutzung gesperrt. GStA PK, BPH, Rep. 54 Nr. 76, 78, 119, 124, 126, 131, 145, 146, 147, 148 und 196. Die Möglichkeit einer Verkürzung der Sperrfrist bzw. einer Benutzungsgenehmigung wird unter Angabe des Grundes schriftlich beim Geheimen Staatsarchiv PK beantragt.

Aus dem Bestand BPH, Rep. 54 wurden 1981 einzelne Akten der Privatkanzlei, der Schatullverwaltung, der Hofverwaltung Cecilienhof, sowie der Verwaltung der Herrschaften Oels und Primkenau herausgelöst und in folgenden Bestand eingebunden:
- GStA PK, I. HA Rep. 100 A Generalverwaltung des vormals regierenden preußischen Königshauses

Über die hier verzeichneten Akten hinaus befinden sich weitere Archivalien zum Kronprinz Friedrich Wilhelm Victor August Ernst von Preußen und seiner Familie u. a. in folgenden Beständen:

- GStA PK, I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern
- GStA PK, I. HA Rep. 89 Geheimes Zivilkabinett
- GStA PK, I. HA Rep. 90A Staatsministerium, jüngere Registratur
- GStA PK, I. HA Rep. 100 Ministerium des Königlichen Hauses
- GStA PK, I. HA Rep. 100A Generalverwaltung des vormals regierenden preußischen Königshauses
- GStA PK, I. HA Rep. 178 F Hausarchiv
- GStA PK, III. HA MdA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten
- GStA PK, IX. HA SPAE - Sammlung Personen, Ansichten und Ereignisse
- GStA PK, BPH, Rep. 113 Oberhofmarschallamt
- GStA PK, BPH, BS - Bilder.

Ergänzend sei auf weitere Bestände hingewiesen:
- GStA PK, VI. HA, Nl Müldner von Mülnheim, Louis (1876 - 1945), Adjutant des Kronprinzen, später Leiter der Generalverwaltung des vormals regierenden Preußischen Königshauses
- GStA PK, VI. HA, Nl Widenmann, August, Prof. Dr. (1865 - 1949), Leibarzt des Kronprinzen Wilhelm von Preußen
- GStA PK, BPH, Rep. 53 Kaiser Wilhelm II. [Vater]
- GStA PK, BPH, Rep. 63 [die Söhne des Kronprinzen].

Literaturhinweis:
- Bongard, Oskar [1911]: Die Reise des deutschen Kronprinzen durch Ceylon und Indien. Berlin (Signatur: 14b 251)
- Jonas, Klaus W. (1962): Der Kronprinz Wilhelm. Frankfurt am Main (Signatur: 14b 257)
- Herre, Paul (1954): Kronprinz Wilhelm: seine Rolle in der deutschen Politik. München (Signatur: 14b 238)
- Kirschstein, Jörg (2004): Cecilie (1886-1954): Deutschlands letzte Kronprinzessin zwischen Monarchie und Republik. Potsdam (Signatur 14b 423)
- Kirschstein, Jörg (2011): KaiserKinder. Die Familie Wilhelm II. in Fotografien. Göttingen (Signatur: 14 b 466)
- Kirschstein, Jörg (2012): Kronprinzessin Cecilie: die Bildbiographie der letzten deutschen Kronprinzessin. Berlin (Signatur: 14 b 481)
- Liman, Paul (1914): Der Kronprinz: Gedanken über Deutschlands Zukunft. Minden in Westfalen (Signatur: 14b 244)
- Preußen, Cecilie von (1952): Erinnerungen an den Deutschen Kronprinz. Biberach an der Riss (Signatur: 14b 222)
- Preußen, Wilhelm von (1923): Meine Erinnerungen aus Deutschlands Heldenkampf. Berlin (Signatur: 6a W 9)
- Preußen, Wilhelm von (1925): Ich suche die Wahrheit. Ein Buch zur Kriegsschuldfrage. Stuttgart (Signatur: 7 W 67)
- Ries, Helmut (2001): Kronprinz Wilhelm. Hamburg (Signatur: 14b 409)



Die Verzeichnung erledigte die Archivarin Frau Adlung.


Die Akten sind wie folgt zu bestellen:
BPH, Rep. 54 Nr. […]

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren:
GStA PK, BPH, Rep. 54 Kronprinz Wilhelm, Nr. […]


Berlin, im Dezember 2016


/1/ Vgl. Vorwort des alten Findbuches des Dahlemer Bestandes.
/2/ Quelle:
http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/PreussenWilhelm/.


Biografie Friedrich Wilhelm Victor August Ernst von Preußen /2/


06.05.1882 Geburt im Marmorpalais in Potsdam
11.06.1882 Taufe im Neuen Palais in Potsdam

1892 - Ernennung zum Leutnant des 1. Garde-Regiments zu Fuß
- Auszeichnung mit dem Stern des Schwarzen Adlerordens

1896-1900 Prinzenschule in Plön (Schleswig-Holstein)

30.05.1900 Ernennung zum Leutnant und Zugführer bei der 2. Kompanie des 1. Garde-Regiments zu Fuß

01.09.1900 Beförderung zum Oberleutnant

Jan. 1901 Verleihung des Hosenbandordens (Ernennung 1915 annulliert)

1901-1903 Studium des Staats- und Verwaltungsrechts an der Universität in Bonn -> Mitglied der Corps Borussia

Frühjahr 1903 Mittelmeer-Reise (Italien, Ägypten, Konstantinopel, Athen) mit seinem Bruder Eitel Friedrich

1903 Übertragung des Kommandos der 2. Kompanie des 1. Garde-Regiments zu Fuß

Sept. 1904 Verlobung mit Herzogin Cecilie zu Mecklenburg(-Schwerin)
06.06.1905 Heirat mit Herzogin Cecilie zu Mecklenburg(-Schwerin)

1905-1911 à la suite zum Kürassier-Regiment "Königin" Nr. 2

19.09.1907 Ernennung zum Major im Regiment Garde du Corps

Herbst 1909 Ernennung zum Kommandeur des I. Bataillons des 1. Garde-Regiments zu Fuß

02.11.1910 Beginn einer mehrmonatigen Indien- und Ägyptenreise

15.09.1911 Ernennung zum Kommandeur des 1. Leibhusarenregiments Nr. 1 [Totenkopfhusaren] in
Danzig-Langfuhr

Dez. 1913 Versetzung in den Großen Generalstab nach Berlin
1914 Nach Beginn des Ersten Weltkrieges Oberkommando der V. Armee, die in der Marneschlacht den äußersten ersten Flügel bildet
- Eisernes Kreuz II. und I. Klasse

22.08.1915 Orden Pour le Mérite

1916 Als General der Infanterie steht Kronprinz Wilhelm an der Spitze der Heeresgruppe "Deutscher Kronprinz" im Raum Verdun

1917 Maßgebliche Beteiligung am Sturz des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg

17.01.1918 Rücktritt des Kabinettchefs Rudolf von Valentini

10.11.1918 Kaiser Wilhelm II. geht ins holländische Exil nach Doorn
12.11.1918 Kronprinz Wilhelm geht ins Exil auf die niederländische Insel Wieringen

01.01.1919 Verzicht auf alle Rechte an der preußischen und deutschen Krone

1923 Rückkehr nach Deutschland - Er lebt, zunächst ohne politisch hervorzutreten, in Oels (Schlesien) und Potsdam

1930 Beitritt zum Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten
1933 - Einsatz für die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler
- Eintritt in die Motor-SA (später Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps (NSKK))

1934 Abwendung vom NS-Regime und Rückzug aus der Öffentlichkeit
1936 Austritt aus dem NSKK

Seit 1941 Chef des Hauses Hohenzollern

Kriegsende 1945 3 Wochen französische Kriegsgefangenschaft

Okt. 1945 Entlassung aus der Gefangenschaft und Beginn seines Lebens in Hechingen

20.07.1951 Tod in Hechingen
Beisetzung im Offiziersgärtchen der St. Michaels-Bastei innerhalb der Burg Hohenzollern
Zitierweise
GStA PK, BPH, Rep. 54
Umfang: Angaben zum Umfang: 2,7 lfm (224 VE)
Bereitstellendes Archiv: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz