Vorwort
Die Sammlung Margarethe Krüger
Die Sammlung Margarethe Krüger wurde durch das Geheime Staatsarchiv PK im Jahr 2006 erworben.
Anna Elisabeth Margarethe Krüger geb. Griesbach (geb. am 17. 6. 1887 in Klein Glienicke, gest. am 13. 2. 1974 in Potsdam-Babelsberg)
war von Oktober 1902 bis März 1912 zunächst als Garderobengehilfin dann als Garderobenfrau bei der Prinzessin Friedrich Leopold
von Preußen geb. Prinzessin Louise Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1866-1952) beschäftigt. Sie wohnte
mehrere Jahre bei der königlichen Familie im Jagdschloss Klein-Glienicke bei Potsdam und begleitete diese auf Reisen. In dieser
Anstellung entwickelte sich ein besonderes persönliches Verhältnis zur Familie der Prinzessin, insbesondere auch zu deren
Tochter Prinzessin Victoria Margarethe von Preußen (1890-1923) und ihrem Bruder Prinz Friedrich Leopold von Preußen [jun.]
(1895-1959), wie die zahlreichen Fotografien und Postkarten aus ihrem Nachlass zeigen. Die eigenhändigen Widmungen und Texte
der Mitglieder der königlichen Familie an Margarethe Krüger geben einen kleinen Einblick in diese Beziehung. Fotografien von
Mitgliedern des Königshauses mit eigenhändigen Namenszügen hatten einen ähnlich hohen Stellenwert wie offizielle Auszeichnungen.
Aufgrund ihrer Vermählung mit dem Vizefeldwebel und Finanzsekretär Franz Krüger im Juni 1912 schied sie aus dem Dienstverhältnis
aus. Auch nach ihrem Ausscheiden bestanden die Kontakte zur Familie weiter. Bei der Taufe ihrer 1916 und 1919 geborenen Kinder
waren der Prinz und die Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen die Taufpaten. Auch nach dem Ende der Monarchie ist die Verbindung
anhand der hier überlieferten Postkarten und Fotos bis 1947 nachweisbar.
In den im Jahr 1939 in England veröffentlichten Memoiren der Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen "Behind the scenes at
the Prussian Court" findet Margarethe Krüger auf Seite 102 Erwähnung.
Die Sammlung umfasst 37 Fotografien auf Untersatzkarton (sog. Kabinettfotografien) bzw. Postkarten mit eigenhändiger Unterschrift,
Widmung oder persönlichem Text, zum Teil aufwändig gestaltet, von denen einige Fotos Seltenheitswert besitzen. Darüber hinaus
sind ca. 91 überwiegend unbeschriebene Postkarten mit Porträts von Mitgliedern des gesamten preußischen Königshauses, selten
auch außerpreußischer Häuser, enthalten. Schließlich wird die Foto- und Postkartensammlung durch einige Drucke bzw. Zeitungsausschnitte
bereichert.
Die Bildersammlung ergänzt die zahlreich in den Beständen des Geheimen Staatsarchivs PK vorhandenen Akten zur Person Prinz
Friedrich Leopold von Preußen und seiner Familie.
Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen und Familie
Prinz Joachim Karl Wilhelm Friedrich Leopold von Preußen (geb. am 14. 11. 1865 in Berlin, gest. am 13. 09. 1931 auf seinem
Landgut Krojanke, Landkreis Flatow, Grenzmark Posen-Westpreußen) war der Sohn von Prinz Friedrich Karl von Preußen (1828-1885)
und Prinzessin Marie-Anne von Anhalt-Dessau (1837-1906), somit der Enkel von Prinz Carl von Preußen (1801-1883) und der Urenkel
von König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840, reg. 1797-1840). Er war zudem ein Großneffe von Kaiser Wilhelm I.
Prinz Friedrich Leopold von Preußen begann standesgemäß seine militärische Karriere im Alter von zehn Jahren als Sekondeleutnant
im 1. Garde-Regiment zu Fuß und trat am 1. Oktober 1883 in den aktiven Dienst ein. Am 28. Juli 1885 wurde er zum Premier-Leutnant
befördert. Seine Militärzeit unterbrach er 1885/86 für ein Studium der Staatswissenschaft an der Universität Bonn und eine
anschließende längere Reise nach Indien und dem Orient. Im Jahr 1888 wurde er Rittmeister und Kommandeur der Leibeskadron
des Regiments Gardes du Corps. 1890 zum Major ernannt, beteiligte sich Prinz Friedrich Leopold von Preußen vom 1. bis 4. Oktober
1892 am ersten Distanzritt Berlin-Wien, bei dem er als erster deutscher Offizier das Ziel in Österreich erreichte. In dessen
Folge wurde er vom Kaiser Wilhelm II. zum Oberstleutnant befördert. Es folgten die Ernennungen 1893 zum Oberst und Kommandeur
des Regiments der Gardes du Corps, 1894 zum Generalmajor und Kommandeur der 4. Garde-Infanterie-Brigade, 1898 zum Generalleutnant
und Kommandeur der 22. Division, 1900 zum Inspekteur der 4. Kavallerie-Inspektion, 1901 zum Kommandeur der Kavallerie-Division
des XVII. Armee-Corps, 1902 zum General der Kavallerie und Chef des Ulanen-Regiments Nr. 15 (Schleswig-Holstein) sowie à la
suite des 1. Leibhusaren-Regiments Nr. 1 (Totenkopfhusaren). Während des Russisch-Japanisches Krieges begab sich Prinz Friedrich
Leopold von Preußen auf Befehl des Kaisers Wilhelm II. im Jahr 1905 auf eine beschwerliche Reise über Genua, den Suezkanal,
Singapur, Hong-Kong, Shanghai, Peking, die Mongolei und die Wüste Gobi sowie Kiachta zum Hauptquartier der russischen Armee
in der Mandschurei, um als Beobachter am Kriegsgeschehen teilzunehmen. 1907 wurde er zum Generalinspektor der Armee ernannt,
1910 zum Generaloberst. Prinz Friedrich Leopold von Preußen war zudem Chef des russischen 6. Libauschen Infanterie-Regiments
(vgl. Nr. 113) und Oberst-Inhaber des Österreichisch-Ungarischen Husarenregiments Nr. 2. Im Jahr 1913 nahm er seinen Abschied
vom Posten des Generalinspektors der 1. Armee-Inspektion. Während des 1. Weltkrieges schloss er sich 1914 der 2. Staffel im
Kaiserlichen Hauptquartier im Westen an.
Prinz Friedrich Leopold von Preußen war der letzte Protektor der preußischen Freimaurerei. Aufgenommen 1889 in die Johannisloge
"Friedrich Wilhelm zur Morgenröte", wurde er 1894 Protektor aller drei preußischen Großlogen. Seit 1895 war er außerdem Ordensmeister
der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland.
Am 24. Juni 1889 heiratete Prinz Friedrich Leopold von Preußen in Berlin Prinzessin Louise Sophie von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg
(geb. 8. April 1866 in Kiel - gest. 28. April 1952 in Bad Nauheim). Sie war die Schwester der deutschen Kaiserin Auguste
Viktoria, der Gemahlin Kaiser Wilhelms II. Das Paar bekam vier Kinder:
- Viktoria Margarethe (geb. 17. 04. 1890 in Potsdam - gest. 09. 09. 1923 in Klein Glienicke an den Folgen einer Grippe), verheiratet
17. 05. 1913 mit Heinrich XXXIII. von Reuß j. L. (geb. 26. 07. 1879 in Mauer - gest. 15. 11. 1942 in Stonsdorf), geschieden
1922,
- Friedrich Sigismund (geb. 17. 12. 1891 in Klein Glienicke - gest. 06. 07. 1927 in Luzern bei einem Reitunfall), verheiratet
27. 04. 1916 mit Prinzessin Marie Luise von Schaumburg-Lippe (geb. 10. 02. 1897 in Ödenbur - gest. 01.10.1938 in Neu Fahrland),
- Friedrich Karl (geb. 06. 04. 1893 in Klein-Glienicke - gest. 06. 04. 1917 in einem britischen Krankenhaus bei Rouen an den
Folgen einer Verwundung im Luftkampf),
- Friedrich Leopold (geb. 27. 8. 1895 in Klein-Glienicke - gest. 27. 11. 1959 in Lugano).
Kaiser Wilhelm II. bestimmte, dass die beiden älteren Söhne seit 1903 in der Kadettenanstalt in Naumburg a. d. Saale - später
in Berlin-Lichterfelde - erzogen wurden, um anschließend eine militärische Karriere einzuschlagen. Auch der jüngste Sohn Prinz
Friedrich Leopold jun. besuchte die Kadettenanstalt in Lichterfelde, wurde jedoch später aufgrund eines Herzleidens vom Militärdienst
freigestellt und erhielt eine künstlerische Ausbildung.
Hauptwohnsitz der Familie war das Jagdschloss Klein-Glienicke zwischen Berlin und Potsdam, ein 1682 durch den Großen Kurfürsten
für seinen Sohn, den späteren König Friedrich I., erbautes kleines Schloss. 1862 wurde es für den Prinzen Friedrich Karl von
Preußen umgestaltet und 1889 für seinen Sohn Prinz Friedrich Leopold von Preußen völlig umgebaut. Weitere Wohnsitze bzw. Aufenthaltsorte
befanden sich im Ordenspalais am Wilhelmplatz in Berlin, in Imlau bei Salzburg in Österreich und in Westpreußen auf dem Landgut
Flatow und Krojanke. Nach dem Ausbruch der Revolution 1918 flohen Prinz und Prinzessin Friedrich Leopold mit ihrem jüngsten
Sohn zunächst nach München, dann nach Imlau und von dort nach Lugano in die Schweiz. Von 1919 bis 1932 war Prinz Friedrich
Leopold jun. Eigentümer der Villa Favorita in Lugano-Castagnola im Schweizer Kanton Tessin. Die Tochter Viktoria Margarethe
zog nach ihrer Trennung von Heinrich XXXIII. v. Reuß j. L. von Kassel zurück ins Jagdschloss Klein-Gleinicke. 1939 wurde die
Familie gezwungen das Jagdschloss und den Park Klein Glienicke zu verkaufen. Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen bezog
ein Haus in Neu-Fahrland bei Potsdam und verbrachte dort einen Teil der Kriegsjahre. Repressalien der Nationalsozialisten
zwangen sie in Folge öfter den Wohnort zu wechseln. Nach dem Krieg kehrte sie kurze Zeit nach Klein-Glienicke zurück, verbrachte
dann aber die letzten Lebensjahre in Bad Nauheim, wo sie bereits 1916 /17 mit ihrer Familie als Kurgast weilte. Sie starb
dort im Alter von 86 Jahren und wurde auf dem städtischen Friedhof beigesetzt. Die eigentliche Familiengrabstätte befindet
sich im Schlosspark von Klein-Glienicke.
Aufsehen erregte der Familienzweig in den Jahren 1917 und 1918 durch die nach Ermächtigung durch Wilhelm II. auf Antrag des
Ministers des Königlichen Hauses, August zu Eulenburg, erfolgte Entmündigung des jungen Prinzen Friedrich Leopold von Preußen
wegen angeblicher Verschwendung und dessen Anfechtungsklage gegen den König von Preußen und den preußischen Hausminister.
Ergänzende Bestände im GStA PK:
- BPH, Rep. 59 Prinz Karl und Familie, III Prinz Friedrich Leopold
- FM Freimaurer und ähnliche Vereinigungen (Mitgliedschaft in verschiedenen Logen; Tätigkeit als Protektor)
- I. HA Rep. 89 Geheimes Zivilkabinett (Angelegenheiten der Mitglieder der königlichen Familie; Hofstaatssachen; Prozesssachen)
- I. HA Rep. 151 Finanzministerium (Heiratsgut; Prozesse gegen den preußischen Staat wegen verschiedener Grundstücke und Vermögen;
Versorgung des Personals der Verwaltung des Prinzen Friedrich Leopold;)
- I. HA Rep. 167 Landesamt für Familiengüter (Gütersachen)
- III. HA Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten (Vermählung; Verleihung ausländischer Regimenter)
Weiterführende Literatur:
- Princess Friedrich Leopold of Prussia/Princess of Schleswig-Holstein [Louise Sophie Prinzessin v. Preußen]: Behind the scenes
at the Prussian Court, John Murray, London 1939
- Ernst Schütz: Die Reise des Prinzen Friedrich Leopold v. Preußen zum russisch-japanischen Kriegsschauplatz (1905), Hofheim-Diedenbergen
1994
Laufzeit: 1889 - 1947
Letzte vergebene Nummer: 130
Bestell- und Zitierweise:
Die Nummern sind wie folgt zu bestellen: BPH, BS 2 Slg. Krüger, Margarethe, Nr. yx
Die Nummern sind wie folgt zu zitieren: GStA PK, Brandenburg-Preußisches Hausarchiv (BPH), Bildersammlung 2 (BS 2) Slg. Krüger,
Margarethe, Nr. xy
(Klare) Berlin, 4. 8. 2008
Archivangestellte